Ein Einstein in der Medizin

Für mich haben die Themen Wissenschaft und Intelligenz viel miteinander zu tun gehabt, weil ich mich aufgrund meiner Intelligenz für geeignet hielt, Wissenschaftler zu werden. Genau genommen fing alles damit an, dass bereits im Kleinkindalter von meinen erwachsenen Bezugspersonen über mich gesagt wurde, dass ich "sehr gescheit" sei. Eines Tages sagte dann meine Mutter, Einstein sei so gescheit gewesen, dass man ihm sogar den Nobelpreis verliehen habe. Mein sofortiger Gedanke: Wenn Einstein den Nobelpreis bekommen hat, weil er so gescheit gewesen ist, dann werde ich ebenfalls den Nobelpreis bekommen...!

Hochbegabung wurde bei mir zum ersten Mal diagnostiziert, als ich am Wiener Mathematik- und Denksportwettbewerb teilnahm (einer Art Mathematikolympiade für Unterstufenschüler) und von 149 Teilnehmern das zweitbeste Ergebnis lieferte. Später wurde diese Diagnose bei einem Psychologen verifiziert. Angeblich habe ich einen IQ von 142, das haben nur zwei bis drei Promille der Bevölkerung. Es handelt sich auch um einen für einen Akademiker weit überdurchschnittlichen Wert, und es gibt Nobelpreisträger, die im Intelligenztest schlechter abschnitten.

Eine Grundvoraussetzung für das wissenschaftliche Arbeiten wurde in meiner Kindheit dadurch gelegt, dass mich mein Vater mit der Philosophie Karl Poppers vertraut machte. So erhielt ich doch eine recht gründliche Schulung über die wissenschaftliche Methode und glaube, dass ich damit über Kenntnisse verfüge, die auch viele Fachwissenschaftler nicht haben.

Ich beschäftigte mich auch mit der Person Einsteins und erkannte, dass dieser weder als besonders schneller Lerner bekannt gewesen war noch im Studium wirklich gute Noten gehabt hatte, sondern dass er einfach gute Ideen gehabt hatte, die später experimentell bestätigt wurden. Seine Stärke lag eigentlich darin, dass er sich mit der Theorie länger und gründlicher beschäftigte als andere Physiker. Ich war überzeugt, dass das auch meine Stärke ist und ich am ehesten als theoretischer Ideengeber einen Beitrag zur Wissenschaft leisten würde.

Am Ende meiner Schulzeit war ich freilich durch die Lektüre der Zeitungen schon etwas desillusioniert. Posten an den Universitäten gab es anscheinend nur für politische Günstlinge, und die IT-Branche schien die einzige Branche zu sein, in der man als Akademiker ein gutes Einkommen haben könnte mitsamt geregelten Arbeitszeiten und einer einigermaßen vernünftigen Work-Life-Balance. Da ich zwar programmieren konnte, aber mir nicht sicher war, ob ich für die Praxis gut genug war, ließ ich mich von meinem Vater überreden, ein Medizinstudium anzufangen. Zwar konnte ich mir nicht vorstellen, wirklich als Arzt zu arbeiten, aber die Medizin war immerhin eine Disziplin, für die ein Nobelpreis vergeben wurde, und somit sollte es genug Möglichkeiten geben, als Mediziner wissenschaftlich zu arbeiten.

Das Medizinstudium fing mit Vorlesungen über Chemie, Physik und Biologie an. In den ersten beiden Fächern wurde auf Verständnis geprüft, und so tat ich mir leicht, einen Einser zu bekommen. Bei der Biologieprüfung zeigte sich dann bereits, woran das Medizinstudium krankte: Meine Prüferin wusste, dass ich unbedingt einen Einser bekommen wollte, gestand mir aber aufgrund meiner schriftlichen Leistung nur zu, dass ich zwischen Eins und Zwei stehe, weil ich in der Parasitenfrage zwar einige Details aufgezählt hatte, aber nicht alle, die sie lesen wollte. Das war genau das Problem bei diesem Studium: Es wurde immer auf Detailwissen Wert gelegt. Bei der Vorbereitung auf eine Prüfung blieb einem nur übrig, alles Wort für Wort auswendig zu lernen, wenn man mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Einser bekommen wollte. Das kam für mich aber nicht in Frage, denn im Auswendiglernen war ich schon in der Schule nicht gut gewesen. Ich musste also Details auswählen, die mir als wichtig erschienen, und den Rest überspringen. Damit ging ich immer ein Risiko ein und bekam meistens tatsächlich keinen Einser. Aber Einstein war ja auch den Noten nach kein besonders guter Student! Das tröstete mich.

Nach dem Studium lernte ich durch einen Verein Dr. Uwe Rohr kennen, einen habilitierten Kollegen. Er fand mich sympathisch und gestattete mir, in seiner Forschergruppe mitzuarbeiten. So kam ich zu meinen ersten Publikationen. Im Wesentlichen überarbeitete ich Uwes Gedanken sprachlich und half bei der Literaturrecherche mit. Leider verstarb Uwe bald, und ich war wieder auf mich allein gestellt. Es ergab sich, dass ich einige von Uwes Ideen verallgemeinerte und die "Symbiontenkonversionstheorie" entwickelte. Dabei handelt es sich im Prinzip um eine Idee, wie das Problem der Antibiotikaresistenzen gelöst werden könnte. Wie Einstein verfasste ich also eine thereotische Arbeit über eine Idee. Nach der Niederschrift dauerte es noch einige Jahre, bis sich eine wissenschaftliche Zeitschrift fand, die bereit war, mein Paper abzudrucken. Inzwischen ist die "Symbiontenkonversionstheorie" nun aber publiziert.

Summa summarum glaube ich also schon, dass ich eine gewisse wissenschaftliche Leistung erbracht habe, wobei ich mir aber nicht anmaßen möchte, dass diese mit Einsteins Leistungen vergleichbar wäre. Jedenfalls kann man auch als kreativer Theoretiker zur Medizin beitragen.

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